Zusammenspiel von Muskel und Gehirn
In der Fachwelt wird der Zustand der Gebrechlichkeit mit dem englischen Begriff Frailty bezeichnet. Dieser Zustand kann individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Häufig sind Patienten von mehreren Krankheiten betroffen, die für den schlechten Allgemeinzustand verantwortlich sind. Fast immer ist der Zustand von einem massiven Muskelverlust begleitet. Dieser wird als Sarkopenie bezeichnet. Die Auswirkungen der muskulären Schwäche führt zur physical Frailty (körperliche Gebrechlichkeit). Insbesondere in fortgeschrittenen Stadien wird die Gebrechlichkeit von Einschränkungen der geistigen Fähigkeit begleitet, dann spricht man von cognitive Frailty.
In 2017 wurde die Verknüpfung zwischen der nachlassender Muskelfunktion und dem beschleunigten Abbau der kognitiven Leistungsfähigkeit erstmalig als Brain-Muscle-Loop beschrieben (Lauretani, F. et al., Aging Clin Exp Res 29, pages 1305–1311(2017)).
Muskelaktivität setzt eine Vielzahl (>300!) von Faktoren im menschlichen frei. Einer dieser Faktoren wird als BDNF (Brain-derived Neurotrophic Factor) bezeichnet. Es ist gilt wissenschaftlich als erwiesen, dass dieser Faktor schützende Wirkungen auf Gehirnzellen entfaltet, darüber hinaus regt er zur Neubildung von Hirnzellen und zur Verknüpfung dieser Zellen an. Bei depressiven Patienten hat man auffällig niedrige BDNF-Blutspiegel festgestellt. Bestimmte Stoffe wie Omega-3-Fettsäuren und Zink sollen ebenfalls positive Effekte auf den BDNF-Level haben (Molendijk e al., Molecular Psychiatry 2011; 16: 1088-1095; Sertoz et al., Prog Neuro-Psycho-pharm Biol Psychiatry 2008; 32:1459-1465; Raap et al.; Curr Opin Allerg Clin Immunology 2011; 11:420-427). Die BDNF-Wirkungen gelten als eine Erklärung für die positiven Effekte von körperlicher Betätigung.